Der Initiator, „Macher“ und Sprecher des Vorstandes der Himalayan Care Foundation (HCF), Dr. Walter Staaden, tritt bei der Mitgliederversammlung am 17. Juli 2022 altersbedingt in den Hintergrund und wird Ehrenvorsitzender. Seine Nachfolger haben Dr. Walter Staaden seit Jahren unterstützt: Dr. Christian Kuntz, Dr. Andrea Schmidt, Angelika Weber und Nikola Geiger-Pollak.
Wir wollen für uns und alle Mitglieder, Paten und Unterstützer gerne wissen: Was war Dein schönster Moment, das prägendste Erlebnis Deiner Vorstandstätigkeit bei HCF?
„Den einen Moment gab es nicht. Es war ja schon viel los bei Meditibet und Medihimal. Ein Highligt war sicher die Audienz bei Dalai Lama und der dadurch mögliche Bau der Medizinschule in Thupten Choling. Die Begegnungen mit seinem Lehrer Trulshik Rinpoche, einem außergewöhnlichen Menschen, bestimmt auch. Dass wir es geschafft haben eine Behindertenschule zu bauen und den Menschen unsere Gedanken zu Inklusion etwas näher zu bringen. Der Bau eines so großen Waisenhauses. Die vielen Einzelschicksale denen wir Unterstützung geben konnten … mein Gott es war so viel Gutes und Schönes. Vielleicht doch ein Moment: Sonam war es gelungen, unser Patenkind Nima Lhamu Sherpa aus dem Gefängnis, wo sie bei ihrer einsitzenden Mutter sollte, frei zu bekommen. Die Augen des Kindes und die Dankbarkeit der Großmutter, als wir sie in Garma begrüßen und in unser Waisenhaus aufnehmen konnten … das rührt mich bis heute. Und ihre Entwicklung in der Schule zu sehen ist einfach nur wunderbar.”
Bei der Entwicklungsarbeit gibt es nicht nur positive Erlebnisse sondern auch schwierige Zeiten. Was war die schwierigste Erfahrung für Dich bei HCF?
„Auch wieder nicht die eine Erfahrung. Einige waren es. Am schlimmsten war für mich, dass der Traum der Namche-Klinik platzte, weil wir belogen und betrogen wurden in Namche. Auch die jahrelangen Auseinandersetzungen mit Dr. Mingmar, der uns aus dem Land jagen wollte. Zuletzt die unbefriedigende Entwicklung in Nele Jogara, wo viel Energie und viel Geld aus dem heimischen Raum hinein gesteckt wurde. Generell war es in den ersten Jahren schwierig, mich auf die asiatische Mentalität einzustellen. Da war ich oft zu forsch und dann frustriert. Sie kennen halt uns gegenüber kein eindeutiges „Nein”. Wenn Sonam mir heute sagt „I’ll try my best”, dann weiß ich, dass es sehr schwer, wenn nicht unmöglich werden wird, das Angesprochene umzusetzen.
Zu den Aufgaben im Vorstand von HCF: Welche Aufgaben haben Dir am meisten Spaß gemacht, worauf hast Du Dich am meisten gefreut?
„Nichts habe ich ungern gemacht. Gefreut habe ich mich natürlich auf jede Reise, auf die Begegnungen, auf die Freude über die Fortschritte. Meine regelmäßigen Telefongespräche mit Sonam. Die tolle Entwicklung unserer Patenkinder zu sehen. Stellvertretend für viele möchte ich Ang Sonam, Chet und Subash nennen. Das hat Spaß gemacht. Aber auch den Menschen in der Heimat von der Arbeit zu erzählen und dabei auf so viel Unterstützung und Wohlwollen zu treffen. Ja, das war wohltuend und hat Freude bereitet.”
Was möchtest Du jüngeren Interessierten für ihre ehrenamtliche Arbeit bzgl. Entwicklungshilfe an Tipps mitgeben, ihnen raten, was ist wichtig und worauf sollten sie achten?
„Dass sie ihr eigenes Ding machen sollen. Das tun wovon sie überzeugt sind. Was vor 15 Jahren richtig war, muss es heute nicht mehr sein. Die Arbeit mit Sonam weiter pflegen. Er ist ein Juwel für den Verein. Entwicklungshilfearbeit ist herausfordernd. Auch immer wieder mal frustrierend. Für mich war Ehrgeiz, aber auch Demut die richtige Herangehensweise. Ihr werdet eure finden.
Und noch ein PS: Beim Beantworten eurer Fragen ist mir erst klar geworden, wieviel mehr Emotionalität in den ersten 7 bis 8 Jahren gesteckt hat. Wieviel Energie verpufft ist in Diskussionen und Enttäuschungen. Und wie professionell, klar, geordnet die Arbeit dann bei HCF ablief. In klarer Aufgabenverteilung, gemeinsamer Zielsetzung und mit viel gegenseitigem Respekt. Danke an alle, die dazu beigetragen haben. Und nehmt es mir nicht übel wenn ich in diesem Kontext noch einmal explizit auch Verena Wilkesmann erwähne.”
Was hat Dich an den Menschen in Nepal, für die Du gearbeitet hast und wohl immer aktiv sein wirst, am meisten begeistert?
„Die Menschen in Nepal gibt es, denke ich, nicht. Also nicht in dem Sinne, dass alle gleich sind. Menschliche Enttäuschungen gab es, wie schon erwähnt, auch. Was mich oft besonders beeindruckt hat, war die Gelassenheit, die Ruhe und das Annehmen dessen was ist. Die Kinder, die einen Schulweg von über einer Stunde hatten, vorher schon auf dem Feld arbeiten mussten und voller Freude in die Schule kamen. Die einfachen Menschen auf dem Dorf, die sich über den Besuch und die kleinen und großen Hilfen gefreut haben. Ja und die ehrliche, ungeschminkte Dankbarkeit, die Zufriedenheit. Von jeder Reise bin ich ein Stück demütiger zurück gekommen.”
Die Arbeit der Himalayan Care Foundation (HCF) geht kontinuierlich weiter. Angelika Weber wird im November 2022 nach Nepal fahren, Sonam Sherpa und all unsere Projekte besuchen. Mit ihren neuesten Informationen wollen wir Euch/Sie gerne am Mittwoch, den 30.11.2022 abends ab 19.30 Uhr im Rahmen eines Stammtisches in Wetzlar und einem weiteren Stammtisch im November in München informieren (sofern Corona es zulässt).